SUPERTEST 2016: ALFA ROMEO GIULIA QUADRIFOGLIO

Im 11. und damit letztem Teil des Supertests 2016 kommt es zu einem guten Schluss. Und der gebührt der Giulia Quadrifoglio von Alfa Romeo.

09.01.2017  radical mag

Peter Ruch von radical-mag war einer unserer Gäste beim Supertest 2016, wir wollen euch seine sehr lesenswerten Berichte nicht vorenthalten.

König der Herzen beim #supertest2016 ist ja der Camaro, zumindest nach Meinung der lieben Kollegen von der «auto revue». Und klarer Sieger auf der Rennstrecke wurde der Porsche 911 Turbo S; Zahlen lügen nicht. Dass wir hier trotzdem den Alfa Romeo Quadrifoglio zuletzt beschreiben, ihn damit zum Höhepunkt unserer Berichterstattung der diesjährigen Ausgabe des Supertest erheben, hat schon seinen Grund: «radical» ist tief beeindruckt von diesem Fahrzeug. Gut, das haben wir andernorts auch schon beschrieben, doch wir wiederholen uns in diesem Fall gerne. Auch weil: Welcome back, Alfa Romeo. Schön, dass die Italiener wieder mitspielen.

HANDARBEIT IN DER ALFA ROMEO GIULIA QUADRIFOGLIO

Auf der Rennstrecke hätten wir ihm mehr zugetraut als den 7. Rang unter den 10 Konkurrenten. Aber der Wendlinger Karl sagt halt: «Der Schwerpunkt ist hoch, das Auto rollt stark. Dadurch ist es schwierig, das Limit zu finden: rutscht sie schon, oder hält sie noch?» Doch er sagt dann auch: «In den engen Passagen ist sie sehr agil, die Lenkung gibt gutes Feedback, der Motor dreht schön nach oben durch». Aber, und das ist vielleicht die Erklärung für die nicht so gute Zeit auf dem Salzburgring: «Die H-Schaltung ist grundsätzlich sympathisch, kostet aber Rundenzeit, weil ich mich auf zu viele Dinge gleichzeitig konzentrieren muss». Einfach zur Erinnerung: die Giulia ist das einzige Fahrzeug beim #supertest2016, das mit einer manuellen Schaltung antritt. Allein das ist schon ein guter Grund, die Italienerin zu lieben – es gibt sie noch mit ganz klassischer Handschaltung.

© Bild: Peter Ruch

FÜNF PERSONEN MIT FERIENGEPÄCK

Für unsereins, die wir nicht derart ans Limit gehen können wie der Wendlinger Karl, eröffnen sich die Kritikpunkte am Fahrverhalten allerdings nicht. Klar, ein Viertürer mit reichlich Kofferraum ist sicher nicht derart auf Sportlichkeit geknechtet wie ein Porsche 911 oder Audi R8, aber er kann halt eben auch: fünf Personen samt Feriengepäck. Das zählt zwar auf dem Salzburgring nix, aber da draußen, im richtigen Leben, ziemlich viel. Und für unsereins, die wir auch nicht ganz die Erfahrung haben eines ehemaligen Formel-1-Piloten, ist die Giulia wahrscheinlich das am einfachsten zu fahrende Gerät bei diesem Supertest, denn sie hat ein sehr freundliches Wesen, ist jederzeit ausrechenbar, auch wenn die elektronischen Hilfen ausgeschaltet sind (was sich auf öffentlichen Straßen allerdings nicht empfiehlt), halt so: klassisch. Motor vorne, Kraft hinten, da weiß man doch, wie das geht. Logisch, der Audi bewegt sich in anderen Sphären, mit dem Porsche ist wohl auch der Fahranfänger so schnell wie Wendlinger im Alfa, doch für unsereins ist die Giulia: perfekt.

ALLTAGSTAUGLICHKEIT MIT DER GROSSEN OPER

Gerade so auf Landstraßen, da ist doch die pure Freude. Der Ferrari-, tschuldigung, Alfa-V6-Motor gefällt nicht nur mit reiner Kraft und schöner Drehfreude bis zum Anschlag, sondern trotz doppelter Zwangsbeatmung auch mit einem wunderbaren Sound. Man fährt dann gerne einen Gang zu tief, nicht, weil man mit dem Messer zwischen den Zähnen unterwegs ist, sondern weil es einfach ein Ohrenschmaus ist. Gut, der Aston mit dem V12 ist auch nicht von schlechten Eltern, im Audi haben wir auch Freude, doch der Alfa kombiniert Alltagstauglichkeit mit der großen Oper, und das ist dann halt wieder ein Punkt auf der «Habenwollen»-Liste. Auch wenn uns klar ist, dass der Lärm auf der Langstrecke vielleicht etwas nerven könnte. Aber wir fahren ja auch nicht jeden Tag nach Hamburg und zurück. Sondern lieber mal auf einen Berg, unterwegs ein paar Tunnels, und dann lächelt man nur, ist fröhlich und mit sich und der Welt im Reinen. Berg kann er übrigens überraschend gut, obwohl er mit 4,64 Metern Länge doch ziemlich erwachsen einherkommt. Beim Gewicht für dieses Fahrzeug ist man sich allgemein nicht so sehr einig, Alfa schreibt etwas von knapp über 1.500 Kilo, doch es dürften wohl eher 1.650 Kilo sein. Womit der Viertürer mit Kofferraum nur ganz knapp hinter dem Porsche und dem Audi zurückbleiben würde. Aber eben, man weiß es nicht so genau – wie auch das mit der Geräuschentwicklung wohl in Italien anderen Messverfahren unterliegt als in anderen Ländern.

© Bild: Peter Ruch

VORNE SITZEN

Man sitzt dann gut, auch wenn man länger sitzen muss. Wir mögen die Innenraumgestaltung weiterhin, das ist schön gemacht, auch die Einbindung (des allerdings etwas weit entfernten) Touchscreens, es gibt all das Connectivity-Zeugs, das heut anscheinend sein muss (aber längst nicht alle der Teilnehmer am #supertest2016 bieten können), und man könnte sich zum Ausruhen auch nach hinten setzen, was etwa beim Audi ja eher schwierig ist. Aber das will man ja gar nicht, hinten sitzen müssen, die Giulia macht zu viel Freud, als dass man das Lenkrad abgeben möchte.

SCHREIBEN WIR DOCH NOCH ETWAS ÜBER GELD

In der Schweiz ist die Giulia als Quadrifoglio und ziemlich kompletter Ausstattung mit 87.000 Franken angeschrieben. Das ist gut ein Drittel des Preises eines Porsche 911 Turbo S oder eines Audi R8 V10 plus. Ja, diese knallharten Supersportler rennen teilweise eine Sekunde schneller von 0 auf 100 (Alfa: 3,9 Sekunden, Porsche: 2,9 Sekunden), und auch oben würgen sie noch ein paar km/h mehr Höchstgeschwindigkeit raus (Porsche und Audi je 330 km/h, Alfa 307 km/h), doch das sind wohl eher akademische Belanglosigkeiten, die nur am Stammtisch oder beim Quartett-Spielen eine Bedeutung haben. Doch eine klassische Limousine, die, wohl zwar nur mit viel Anlauf, über 300 km/h geht zu diesem Preis, das ist einmalig. Auch gibt es nirgends sonst einen Viertürer mit dieser wunderbaren Geräuschentwicklung (ok, die AMG-Achtzylinder sind auch nicht schlecht – aber was das kostet!).

© Bild: Peter Ruch

FAZIT NACH DIESEM SUPERTEST

Es ist schön, dass es die Giulia gibt. Ja, natürlich könnte sie mit knochentrockener deutscher Gründlichkeit noch punktgenauer auf gnadenlose Sportlichkeit getrimmt sein, doch wir mögen sie genauso, wie sie ist. Ein Sportwagen im klassischen Sinn ist die Italienerin nicht, doch sie bietet ausgezeichnete Fahrleistungen und ein Höchstmaß an Fahrfreude verbunden mit souveräner Alltagstauglichkeit. Und das kann in dieser schönen Form sonst niemand.

DIE SUPERTESTER 2016

Alle Preise für Österreich (Stand Dezember 2016) 

Vielen Dank für diesen Beitrag an die Kollegen von radical-mag.com

 

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